Wasserbüffel als Wiederkäuer

Beobachtet man die Wasserbüffel tagsüber bei der Futtersuche, so wird schnell deutlich, dass sich ihre Nahrung ausschließlich auf Grünfutter beschränkt.

Jedoch sind die herbivoren Wasserbüffel den menschlichen Vegetariern hinsichtlich ihrer Nahrungsaufnahme in vielen Bereichen überlegen.

Eine große Pflanzenvariation als Nahrungsbasis nutzend, tritt ein Organismus, bezogen auf die Verdauungsmöglichkeiten, schnell an seine Grenzen. Gräser zum Beispiel sind ballaststoffreich und schwer verdaulich, für den Körper ist es demnach nur begrenzt möglich, aus den Nahrungsbestandteilen Energie zu gewinnen.

Vor allem für den Menschen ist es unvorstellbar allein Nahrung mit hohem Cellulosegehalt zur Deckung des Energiebedarfs zu nutzen, denn da Cellulose weitestgehend unverdaulich ist, wird ein großer Bestandteil der Nahrung unverändert ausgeschieden.

Betrachtet man jedoch einige Wiederkäuer, so ist es erstaunlich, dass selbst so große Tiere, wie ausgewachsene Wasserbüffel, ihren Nahrungsbedarf allein mit Pflanzen decken können.

Diese außerordentliche Futterverwertung wird durch ein hoch spezialisiertes Verdauungssystem möglich. Mehrere Mägen und Cellulose abbauende Bakterien führen dazu, dass die Konsumenten die Nahrungsbestandteile in körpereigene Substanz umsetzen können.

Sieht man den Wasserbüffel nun kauend auf der Weide, so muss das nicht zwingend bedeuten, dass er unmittelbar Nahrung zu sich genommen hat. Es könnte sein, dass er eine bereits zu sich genommene Nahrungsmenge erneut durchkaut.

Verdauungstrakt eines Wiederkäuers

Dieser Prozess des Wiederkäuens läuft dabei wie folgt ab:

Nimmt ein Wasserbüffel zum Beispiel Gräser zu sich, so wird die aufgenommene Nahrungsmenge nicht sonderlich gekaut, sondern zunächst mit Speichel angereichert und geschluckt.

Sie gelangt dann in den größten Vormagen, den Pansen. Dort befinden sich Mikroorganismen, die Cellulose chemisch aufspalten können und dabei Säuren produzieren. Nach einer längeren Zeitspanne, die 1-3 Tage umfassen kann, gelangt der Mageninhalt aus dem Pansen, dadurch, dass der Netzmagen sich zusammenzieht, portionsweise zurück in das Maul der Tiere.

Dort wird die Nahrung nun gründlich zerkaut und eingespeichelt. Der Speichel hat dabei die Funktion, die im Pansen gebildeten Säuren zu neutralisieren und den Nahrungsbrei gleitfähiger werden zu lassen. Das zerkleinerte Futter wird dann über den Netzmagen zurück in den Pansen geführt, wo der Nahrungsbrei durch Mikroorganismen in kleinste Bestandteile zerlegt wird.

Nach einiger Zeit wird die Nahrungsmenge dann portionsweise in den Blättermagen geführt, über den hauptsächlich Wasser und Nährstoffe aufgenommen werden.

Die nächste Station, der Labmagen, kann als eigentlicher Magen der Wiederkäuer bezeichnet werden, denn dort finden in einem sauren Milieu Verdauungsvorgänge statt, die denen der Säugetiere, einschließlich der Menschen, gleichen.

Auch im Dünndarm werden, wie bei Nichtwiederkäuern, kleinste Bestandteile des Nahrungsbreis über die Darmwand resorbiert.

Im Dickdarm werden daraufhin noch vorhandene Nährstoffe verdaut und Wasser sowie Elektrolyte resorbiert, wobei der Verdauungsbrei sich verfestigt und schlussendlich als Kot ausgeschieden werden kann.

Das Wiederkäuen ist somit eine außerordentliche Anpassung der  Wasserbüffel, die es ihnen möglich macht, selbst Grünfutter mit hohem Cellulosegehalt zu verwerten.

Sie können eine große Menge an Nahrung innerhalb einer recht kurzen Zeit aufnehmen, die sie erst später in ihrem komplexen Verdauungssystem verdauen.

Jedoch ergibt sich durch diesen Prozess auch eine gewisse Abhängigkeit, denn das Wiederkäuen ist nur mit cellulosehaltigem Futter möglich, welches strukturiert und nicht gemahlen ist. Nur dadurch wird die Kautätigkeit und Speichelbildung angeregt, wodurch wiederum verhindert wird, dass Bakterien sich vermehren können und die Säurebildung im Pansen sich verstärkt.

Die “vegetarische Lebensweise“ der Wasserbüffel ist somit nicht nur äußerst nützlich für die Landschaftspflege des Tegeler Fließes, sondern stellt für die Tiere einen wichtigen Bestandteil in der Erhaltung ihrer körperlichen Gesundheit dar.

Quellen: Copyright 1999 Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, http://www.bauernhof.net/lexikon/lex_uvwxyz/wiederkauer.htm , http://bildung-rp.de/fileadmin/user_upload/bildung-rp.de/downloads/PL/PL-Informationen/Materialien-Downloads/PZ_4_2007_Rund_ums_Rind.pdf , http://www.rund-ums-rind.at/index.php?id=verdauungssystem (letzter Zugriff jeweils 10.05.2015, ca. 20 Uhr)
Marinella M.

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